Das Ziel war eine Mobilitätsplattform, mit der man sich nicht nur umfassend über alle Verkehrsmittel informieren kann, sondern diese auch auswählen, buchen, bezahlen und nutzen kann. Nach intensiver Entwicklungsarbeit wurde der Prototyp in einem einjährigen Pilotbetrieb von über 1.000 Pilotusern intensiv getestet. Ende Mai 2015 endete das dreijährige Forschungsprojekt. Hier die Ergebnisse:
Die Herausforderung heißt, individuelle Mobilitätsbedürfnisse mit den Anforderungen an Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung in Einklang zu bringen. Dazu werden wir künftig neue oder verbesserte Verkehrsmittel - etwa Elektrofahrzeuge - einsetzen. Aber vor allem werden wir die öffentlichen und individuellen Verkehrsmittel wesentlich bedarfsorientierter, vielfältiger und spontaner auswählen und kombinieren.
Das ist die integrierte Mobilität der Zukunft.
Sie verbindet die Vorteile der klassischen Öffis als Rückgrat des Verkehrssystems mit jenen von individuellen Verkehrsmitteln. Das eigene Auto spielt dabei eine deutlich geringere Rolle als heute, zumindest in den Ballungsräumen. Dort gibt es ein breites öffentlich verfügbares Angebot an Alternativen: Leihfahrräder, Carsharing, Mietwagen, Taxi. Nutzen statt besitzen heißt der Trend auch in der Mobilität.
Heute ist die integrierte Mobilität oft noch kompliziert.
Was vor allem fehlt, ist eine einheitliche Plattform für alle Verkehrsmittel, ein universeller Zutritts-schlüssel, den wir immer mit dabei haben. Genau diese Lücke wollten wir im Forschungsprojekt smile schließen.
Die Grundidee von smile war, auf einer Plattform ein breites Angebot an verschiedenen Verkehrs-mitteln mit alle benötigten Funktionen bereitzustellen: Information – Buchung – Bezahlung – Nutzung – Abrechnung. Eine einheitliche Schnittstelle (smile Connector) ermöglicht es den Mobilitätsanbietern, über spezifische Adaptoren ihre technischen Systeme anzubinden und alle relevanten Daten in Echtzeit bereitzustellen, inklusive dem Ticketverkauf.
Nach dem gleichen Prinzip wurden Routingservices an die Mobilitätsplattform angebunden: die Verkehrsauskunft Österreich, der AIT-Router speziell für Elektroautos und Elektrofahrräder und der toursprung-Router für Fahrradrouten.
Am Applikationsserver der Mobilitätsplattform laufen alle Daten zusammen, werden je nach Nutzeranfrage selektiert und kombiniert und daraus die individuell passenden Mobilitätsvorschläge ermittelt, inklusive Preisinformation. Die NutzerInnen können alle diese Angebote dann direkt über die Plattform buchen und bezahlen ohne zu den jeweiligen Anbieter-Systemen wechseln zu müssen. Das Clearing mit dem Zahlungsdienstleister läuft im Hintergrund.
Die Handy-App ist die Benutzerschnittstelle der Mobilitätsplattform. Gemäß dem IT-Trend „mobile first” wurde bewusst auf ein Web-Interface verzichtet. So war smile im Pilotbetrieb immer mit dabei.
Beim Öffnen informiert die smile App über verfügbare Verkehrsmittel in der Nähe. Oder an einen beliebigen Ort. Über die Icons in der Listen- oder Kartenansicht kommt man zu mehr Information, z.B. zu den Abfahrtszeiten aller Öffis an einer Haltestelle, zu den verfügbaren Leih-Fahrrädern, dem Zustand des Carsharing-Fahrzeuges oder den Ladestellen in der Parkgarage.
Für die Reise von A nach B liefert die Mobilitätsplattform individuelle Routenvorschläge und Verkehrsmittelkombinationen, sortierbar nach Fahrzeit, Preis oder CO2. Mit dem Filter können Verkehrsmittel zusätzlich individuell ein- oder ausgeblendet werden.
smile berücksichtigt Zeitfahrkarten, Ermäßigungen, Mitgliedschaften z.B. bei Sharing-Anbietern und die privaten Fahrzeuge, die im Mobilitätsprofil gespeichert werden. Sowohl bei den Routen-vorschlägen, als auch bei der Preisberechnung. Für zeit- und streckenabhängige Angebote wie bei Taxis oder Carsharing-Fahrzeugen wird ein Richtpreis ermittelt. Die smile App zeigt den Gesamtpreis für die ganze Route und die Kosten der einzelnen Verkehrsmittel.
Mit dem „Buchen“ Button werden die ausgewählten Verkehrsmittel gebucht und reserviert und benötigte Fahrkarten gekauft. Der sichere, bargeldlose Zahlungsvorgang läuft im Hintergrund ab. Nach der Bezahlung werden die Tickets umgehend direkt in der App angezeigt.
Bei zeit- und streckenabhängigen Verkehrsmitteln wie Taxi, Mietwagen oder Leihfahrrad erfolgt die Bezahlung nach der Nutzung. Am Ziel der Taxifahrt erscheint eine Push-Nachricht mit dem Fahrpreis am Handy-Display. Mit Antippen bestätigen und die Fahrt ist bezahlt. Auf vielfache Anregung der PilotuserInnen konnte noch in der Pilotphase die Anzeige von nicht buchbaren ÖV-Routensegmenten in die letzte Release integriert werden.
Entwickelt und getestet wurde der Prototyp der smile App für Android ab Version 4.1.
Über 1.000 externe Personen meldeten sich für den Pilotbetrieb an und unterzogen Plattform und App einem mehrmonatigen Praxistest. Danach wurden die smile TesterInnen mittels Online-Fragebogen über ihre Erfahrungen befragt. 75% gaben an, dass sie sehr zufrieden bzw. zufrieden mit smile waren. Zudem wurden zahlreiche Vorschläge und Ideen für eine künftige Weiterentwicklung eingebracht. Das Forscherteam der TU wollte auch wissen, ob die Nutzung von smile bei den PilotuserInnen ein umweltfreundlicheres Mobilitätsverhalten ausgelöst hat. Tatsächlich gaben 48% der Befragten an, seit der Nutzung von smile häufiger den öffentlichen Verkehr zu nutzen, 21 % verwenden ihren privaten Pkw seltener. Zudem fördert smile die Intermodalität. 26% gaben an, dass sie häufiger Auto mit Öffis, 20% Fahrrad mit Öffis kombinieren.
Detaillierte Informationen zum Pilotbetrieb und zu den Ergebnissen der Befragung findest du hier.
Rund 140 Personen haben 3 Jahre lang engagiert daran gearbeitet, dass smile Wirklichkeit wurde. Initiiert wurde das Projekt smile von den Wiener Stadtwerken. Den Kern des Projektteams bildet die Kooperation der beiden größten Mobilitätsdienstleister Österreichs: Wiener Linien und Österreichische Bundesbahn (ÖBB). Zusammen mit kompetenten und erfahrenen Top-Firmen aus allen relevanten Bereichen wurden Erfahrung, Wissen und Expertise gebündelt und ein starkes Projektkonsortium geformt: Mobilität in allen Facetten, Software-Entwicklung und Engineering, Usability-, Service- und System-Design, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung, Forschung und Projektmanagement.
Die Anbindung an die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) sicherte - ergänzt durch den AIT Router für Elektromobilität und den Radrouter von toursprung – die notwendigen Routinginformationen von A nach B. Und für ein umfangreiches Mobilitätsangebot im Pilotbetrieb sorgten neben den smile Projektpartnern Wiener Linien und ÖBB viele weitere renommierte Mobilitätsanbieter:
Sehr wichtig für den Projekterfolg war auch die Förderung durch den Klima- und Energiefonds. Das Forschungsprojekt smile wurde im Rahmen der 3. Ausschreibung des Programms „Technologische Leuchttürme der Elektromobilität“ gefördert.
Am 27. November 2014 erhielt das Projekt smile den PMA award von Projektmanagement Austria. Der Preis zeichnet Projektteams aus, die herausragende Spitzenleistungen durch Projektmanagement erzielen und nachweisen.
Beim Staatspreis Mobilität als höchste Auszeichnung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie schaffte es smile bis ins Finale und war eines der drei nominierten Projekte in der Kategorie „Forschen. Entwickeln. Neue Wege weisen.“
Beim UITP-Weltkongress (Internationaler) Verband für öffentliches Verkehrswesen) im Juni 2015 in Mailand wurde die smile App in der Kategorie Kundenerfahrung („customer experience“) ausgezeichnet.